Donnerstag, 11. November 2010

Dunkeldinner die Zweite oder: Ein langer Post ohne Bilder.

So.
Wir haben es "überlebt"!
Und es war wiiiiiirklich so toll, ich kann es nur jedem empfehlen.
Als erstes wurden uns "unsere" blinden (wirklich!) Kellner vorgestellt. Beide waren super nett und total lustig. Unser Getränk schlürften wir schon vorm Essen weg, schließlich hatten wir Bammel, dass wir es im Dunkeln nicht wiederfinden :o)
Die Speisekarte, die wir noch sehen durften, enthielt 3 Menüs zur Auswahl. Das Essen wurde nicht beim Namen genannt sondern gekonnt umschrieben, so dass man etwas ahnen, aber nicht genau herauslesen konnte, was es ist. Wir haben gewählt und los gings.

1. Gang: Himmel und Erde mal anders
2. Gang: Gewürfelte Sau in cremigen Löchern
3. Gang: Mist - die Umschreibung habe ich vergessen....

Der Kellner führte uns zu unserem Tisch.
Nichts.
Schwarz. 
Gespannte Stille.
Die Augen versuchten krampfhaft, irgendwo einen hellen Punkt zu finden, auf den man schauen kann.
Nichts.
Der Erste Gang.
Löffel, Gabel, Messer haben wir ertastet.
Mein Suppenteller - ja das habe ich gleich erkannt - war heiß, die Schüssel meines Mannes kalt....
Was zum Teufel esse ich da?
Eine Kartoffelsuppe?
Irgendeine Cremesuppe?
Oh. Das sind Kerne.
Kürbiskerne.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh!

Kürbissuppe! Mmmmmhhh, da freu ich mich, denn die ess ich wirklich sehr gerne. Aber man glaubt es kaum, wie schwer es ist, zu erschmecken, was man isst, wenn man es nicht sehen kann!
Und schwups war der Teller leer. Das war nicht so schwer, juhu! Und ich habe mich nicht mal bekleckert!
Bei meinem Mann und meinen Eltern gab es im übrigen frischen Gurkensalat.

Als kleines Rätsel kam nun ein Teller mit allerlei Sachen drauf. Das geht nur mit den Fingern.
Juhu, endlich mal wieder mit den Fingern essen (ohne dass mir meinen Eltern auf die selbigen hauen).
Tasten. Fühlen. Etwas Rundes. Haps. Ah. Eine Hallorenkugel. Ein Spieß? NjamNjam. Eine Weintraube mit Käse. Das war leicht. Das dritte war schon schwerer, ich kannte den Geschmack, aber was genau ist es? Nach einigem Raten mit meinen Lieben (und den Nachbartischen) war das geheimnisvolle Etwas ein gebackener Champignon! Mmmhh!

Der zweite Gang. Jetzt wirds schwer. Ein großer runder Teller. Wo ist zum Teufel meine Gabel????? Ach hier! Und los gehts erneut. Mit der Gabel auf dem Teller kratz. Gabel in Richtung Mund, Mund auf und Gabel rein.
Mist, die Gabel war leer.
Somit musste ich erst einmal ertasten, was sich auf dem Teller befand. Nur gut, dass es dunkel war und niemand gesehen hat, wie ich mit den Fingern im Essen rum matschte!
Ok.
Hier sind Kartoffelröstis. Die erkenne ich. Der Rest ist irgendwie schlabberig, wie Soße, heiß und riecht wirklich gut. Ich schätze es ist Geschnetzeltes? Ich versuche dann mal wieder zu essen, ganz vernünftig mit Besteck. Das Schneiden der Rösti´s ist wirklich schwer, mal hat man einen winzigen Happen im Mund und mal bekommt man die Gabel gar nicht rein.... Oder man hat eben gar nix drauf!
Aber wo sind da die cremigen Löcher?? Ha! Es ist Schweinefleisch in Käse-Sahne-Soße!!!! Nachdem ich das erkannt hatte war der Teller auch schon leer. Es war ein Spaß auch das Rätselraten von den anderen Tischen mitzuerleben, wo auch immer die um uns rum verteilt waren!

Wir waren mutig und bestellten vor dem Nachtisch ein Überraschungsgetränk. Jeder bekam etwas anderes. Ihr habt keine Ahnung, wie lustig es ist, den Strohhalm ohne Hilfe der Hände zum Mund zu führen!!! Spaß hatten wir also eine Menge! Ich hatte einen leckeren Orangensaft, mein Mann einen KiBa.

Der Nachtisch kam und verzauberte mich gleich ganz und gar. Denn das was da vor mir stand, musste ich nicht erst erraten, ich habe es beim ersten Löffelchen erkannt. Es war ein ganz toller Schweden-Eisbecher mit Apfelmus und Eierlikör, huuuuiiiiiii sooo lecker!

Im übrigen suchten meine Augen die ganze Zeit hindurch immer und immer wieder irgendeinen hellen Punkt. Nichts zu finden. Es war in der Tat wirklich auch anstrengend.
Am Ende waren wir dennoch dankbar, als wir wieder ans Tageslicht geführt wurden, die Bar sahen, die netten Leute sahen, unsere Kellner erkannten und die Speisekarte einsehen durften, was wir denn nun wirklich gegessen hatten. Wir lagen doch bei den meisten Gerichten richtig!

Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die ihr Augenlicht verloren haben oder noch nie welches hatten. Es ist mir ein Rätsel, wie sie sich im Alltag zurechtfinden.
Ich gehe jetzt jedenfalls irgendwie "mit anderen Augen" durch den Tag.
Das war eine tolle Erfahrung!

1 Kommentar:

Fräulein Glückspilz hat gesagt…

Oh, das klingt ja super!
Stell ich mir sehr komisch vor! Aber das war auf jeden Fall ein Erlebnis! Das werdet ihr so schnell bestimmt nicht vergessen! Klasse!

GRuß
Nicole

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